„The Wild Golden Egg“ aus Wien haben Thomas Hübl interviewt.
Auszug aus dem Gespräch: Das Trauma-Symptom der Trennung
„Trauma schafft Trennung. Trauma schafft Andere: ‚Das sind die, und das sind wir.‘ Das ist so normal, dass es uns gar nicht auffällt, weil wir das täglich produzieren. Wir schon in einer Dynamik drinnen, wenn wir so denken, die uns gar nicht auffällt.
Wenn ich einmal glaube, ich habe Recht, und die anderen, die verstehen es nicht: Wie entsteht denn dieser Gedankengang überhaupt? Darüber habe ich in meinem Buch geschrieben. Wir normalisieren Trauma und es wird Teil unserer Gesellschaft. Dann nennen wir es nicht mehr Trauma. Die Tatsache, dass wir es nicht so nennen, bedeutet, dass die Normalisierung anfängt, das Trauma zu verdecken. Wenn Trauma einmal verdeckt ist, dann gibt es dazu keinen Zugang mehr, denn dann ist es normalisiert. Als wäre das Leben einfach so.
Was ich damit sagen möchte, ist: Trauma generiert wieder Traumatisierung. Wir sehen beispielsweise Jahrtausende lang, wie Traumatisierung zwischen den Geschlechtern passiert ist. Dann kann man auch mit einbeziehen, dass viele dieser Männer auch Kriegserfahrungen hatten, wo sie selber traumatisiert waren.
Wenn wir das Thema nicht an der Wurzel angehen, nämlich da, wo das Trauma wirklich passiert, dann bleiben wir die ganze Zeit mit dem Symptom zurück. Ich glaube, wir können uns mit dem Symptom beschäftigen. Da kann man auch kurzfristige Lösungen finden, um eine Erleichterung hereinzubringen. Das wäre, wie wenn man Schmerzmittel nimmt, wenn etwas wehtut. Das ist manchmal ganz gut, aber das löst die Ursache nicht.
Ich glaube, dass wir als Individuen, von einer traumatisierenden Kultur, wo mehr Trauma passiert als integriert wird, hin zu einer Trauma-informierten Gesellschaft wechseln.“ Thomas Hübl